Marie Amoyi
Mit den folgenden Zeilen nehme ich euch mit in meinen persönlichen Jahresrückblick.
Viele noch nicht veröffentlichte Bilder und Informationen.
Anfang 2020 war ich voller Tatendrang, denn mit Henner Frankenfeld und Jürgen Schneider haben zwei sehr erfahrene Journalisten Aida und mich im Januar 2020 bei unserer Arbeit in der Sahelzone bis in die Dörfer begleitet.
Dabei ist eine spannende und authentische Dokumentation über die Elektrifizierung von Dörfern in Mali entstanden, die mittlerweile Millionen Menschen gesehen haben.
Die Doku der Deutschen Welle ist zwischenzeitlich in drei Sprachen verfügbar. Hier die deutsche Version:
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Noch während der Dreharbeiten im Februar 2020 kamen die ersten Nachrichten über ein Virus aus China, auch in Mali an.
Am 15. März 2020 flog ich mit einer der letzten Maschinen aus Bamako nach Deutschland und musste danach hart um den Erhalt unserer Firma und unserer über 100 Arbeitsplätze kämpfen und natürlich für die Fortführung unserer Betreibergesellschaften, die mittlerweile über 100.000 Menschen mit sauberem Strom versorgen.
Ich erinnere mich noch gut an die Worte eines Freundes, der im April 2020 vorschlug, man solle “aufgeben”, alles “dicht machen”. Stattdessen entschlossen wir uns zu kämpfen, nicht nur für uns, sondern auch für Andere.
… starteten wir Anfang Mai 2020 unsere Crowdinvesting-Kampagne und boten unseren Fans und Unterstützern, zwischenzeitlich sind es über 1.2 Mio., eine Beteiligung an Africa GreenTec an.
Ich saß nach dem 5. Mai 2020 jeden Tag und jede Nacht am Rechner und habe Unterstützer gewonnen. Mittlerweile konnten wir den Rekord des größten deutschen Eigenfundings mit Genussrechten brechen und über 500 Investoren gewinnen, bis Ende Juni 2020 kamen so über 500.000 € zusammen.
Im Juli 2020 konnten wir zum 80. Geburtstag unseres Mentors Muhammed Yunus Teil einer kleinen Gruppe von 50 Menschen sein, die zusammen mit Hunderttausenden das erste „hybride Event“ in der Messe München abhielten. Yunus lädt uns jedes Jahr mit positiver Energie auf und bestärkt uns in unserer Mission.
Auf der Bühne nutzte ich die Gelegenheit auf die schwierige Situation von anderen, deutschen Sozialunternehmen in der Corona-Krise aufmerksam zu machen.
Im August 2020 putschte das Militär in Mali und zunächst dachten wir – „das wars jetzt für Africa GreenTec“. Hatten am Ende doch alle Kritiker und Bedenkenträger Recht behalten? War es Wahnsinn im “gefährlichsten Land der Erde” Dörfer zu elektrifizieren, in junge Menschen wie Nassou Oumar zu investieren, so doch oft die Reaktionen von Menschen, wenn wir von unserer Arbeit im Sahel erzählten.
Ein Glück für uns war und ist, dass die meisten Soldaten und Offiziere in Mali uns persönlich gut kennen, schätzen und unterstützen, denn wir sind in vielen Dörfern in denen die Familien der malischen Armee leben. Seit 2014 sorgen sie auch für meine Sicherheit und sind sehr dankbar für das was Aida und ich in Mali aufgebaut haben. Wir haben also schon seit vielen Jahren das malische Militär „hinter uns“, sozusagen im wahrsten Sinne des Worte 🙂
Aber die Dörfer in Mali in denen Solartainer von Africa GreenTec stehen liefen auch unabhängig weiter, trotz Staatsstreich, trotz Corona-Krise, trotz Staats- und Wirtschaftskrise.
Wir haben mit unseren Partnern und Investoren verhandeln müssen um unsere Finanzierung auf stabilere Beine zu stellen, aber es gab keine Enteignung, kein Zusammenbruch des Projektes – im Gegenteil. Die Dörfer in denen wir eine sicherere, dezentrale Stromversorgung bieten, konnten sich gut in der Corona-Krise behaupten. Der nachhaltige und zuverlässige Zugang zu Strom -unabhängig von den politischen Geschehnissen in der Hauptstadt- hat sich als guter Schutz für die Menschen herausgestellt und damit eine der Kernthesen unserer Arbeit untermauert: Die sinnvolle und wirksame Bekämpfung von Fluchtursachen.
In den Sommermonaten konnten wir nicht zu unsern Projekten reisen und deshalb fokussierten wir uns weiter auf unsere Öffentlichkeitsarbeit, ich konnte als Gast auf spannende Podcasts treffen, darunter
Ja man kann Fluchtursachen bekämpfen mit Sozialunternehmertum, denn die Perspektivlosigkeit der Migrationsbewegung, die viele in Europa fürchten, kann man mit dem Initiieren von Berufen, Handwerk und einem vernünftigen, selbstverdientem Einkommen verändern, in dem man in diese jungen Menschen investiert. Einige Beispiele haben wir auf unserer Website unter der Kategorie #ImpactStories für euch zusammengestellt. Darunter auch die von Nassou Oumar:
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Dabei muss man Ihnen kein Geld geben, sondern nur die Möglichkeit selbst Wertschöpfung zu generieren. Deshalb haben wir die #ImpactSite entwickelt.
Ein ganzheitlicher Ansatz, den die Entwicklungshilfe so bisher nicht leisten konnte und der auch weiterhin in der Fachwelt erklärungsbedürftig ist, denn unsere Welt, insbesondere die Finanzwelt ist weiterhin sehr stark in Sektoren unterteilt. Es gibt Fonds für Wasser, Investoren für große Energieprojekte, Entwicklungshilfe für Frauen und Verhütung uvm.
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Oft trifft man an manchen Orten im Sahel 10-20 Hilfsorganisationen, die dort aktiv sind, sich mitunter blockieren oder um die gleichen Grants/ Spenden buhlen. Endet ein Budgetjahr, muss oft sinnlos investiert werden, um im nächsten Jahr wieder im Pool der Fördermittelgeber zu landen. Effizienz? Oft Fehlanzeige.
Deshalb habe ich mich in den letzten Jahren auch immer wieder gegen klassische Entwicklungshilfe positioniert und mir damit insbesondere bei den einschlägigen Organisationen nicht nur Freunde gemacht.
Das liegt auch daran, dass ich ein überzeugter Sozialunternehmer bin, der für einen Wandel in erster Linie der globalen Finanzwirtschaft eintritt. Man kämpft als Sozialunternehmen somit gegen zwei Pole, die rein profitorientierten Unternehmen (in der Grafik blau dargestellt) und Wirtschaftszweige, die den Planeten, den Menschen und die Gesellschaft radikal und unbarmherzig ausbeuten und anderseits gegen stark subventionierte, oft auch korruptionsanfällige „Hilfsorganisationen“.
Oft sind die Unternehmer hinter den rein auf profit orientierten Unternehmen, selbst sehr reich, wir kennen die Beispiele Jeff Bezos (Amazon), Bill Gates (Microsoft), Mark Zuckerberg (Facebook), Larry Ellison (oracle), Rockefeller, Bernard Arnault (Moet Hennessy) und gründen dann mit ihrem enormen Vermögen Stiftungen, diese Stiftungen werden dann als “Philantrophie” zur Hauptgeldquelle der NGOs und Hilfsorganisationen.
Sieht man die großen Zusammenhänge, dann zerstören die rein profitmaximierten Unternehmen die Lebensgrundlagen, beuten die Rohstoffe aus, oft auch in dem sie die Länder destabilisieren, schaffen soziale Ungerechtigkeiten und die Unternehmer verschenken dann einen Bruchteil ihres Profits über NGOs wieder an die zuvor ausgebeuteten Länder zurück.
Viel zu lange hat auch Europa den afrikanischen Kontinent auf diese Weise mit ausgebeutet. Wir Europäer haben wertvolle Ressourcen zu Niedrigstpreisen bekommen und den Arbeitskräften Sklavenlöhne gezahlt. Auch auf dieser Ausbeutung gründen wir in Europa unseren Wohlstand. Ein wichtiger Aspekt für mein eigenes Engagement.
In Afrika liegt die Ratio zwischen Ausbeutung und Rückgewähr durch Entwicklungshilfe bei 1 zu 10. Dh. Internationale Konzerne beuten den Kontinent um den Faktor 10 mehr aus, als über Entwicklungshilfe (oft steuerfinanziert) wieder zurückfließt.
Auch dieses “System” versuchen wir z.B. im Verband SEND e.V. mit Social Entrepreneurship zu verändern, in dem wir die Unternehmen, die wir gründen und führen in erster Linie an dem messen, wie wir der Gesellschaft schaden bzw. im Idealfall nutzen.
Im September und Oktober ging daher sehr viel bei uns um die Weiterentwicklung unseres „Social Impact Measurement“ – Systems, welches im kommenden Jahr eine wichtige Basis für unsere Finanzierungspartner sein wird, denn nur was man misst, kann man auch managen. Wir wir das machen erfährst du durch Klick auf das Bild in unserem Website-Bereich „Wie wir unseren Impact messen“. #ImpactFacts
Auch wenn die globalen Investitionen in solche Unternehmen nur einen Bruchteil ausmachen, der Investitionen z.B. an der Börse, kann man sehen, dass wir uns am Beginn einer neuen Epoche befinden, der sogenannten “ImpactAge”.
Aber, dieser ständige Kampf zwischen den beiden Polen, spendenbasierter Entwicklungshilfe auf der einen und Raubtier-Kapitalismus auf der Anderen, hat mich dann im Herbst dieses Jahres sehr stark aufgezehrt, denn wir mussten kämpfen um unsere Arbeit weiter zu finanzieren, und das obwohl wir keine Spenden, sondern Kredite verwenden.
Während Milliarden-Geschenke an wenig nachhaltige Unternehmen über die KfW vergeben wurden, scheiterten wir auch in unserem Wirtschaftssystem daran, dass wir die letzten Jahre keine Gewinne gemacht haben und zudem wurden deshalb viele Investitionsvorhaben, Partnerschaften -wegen Corona- aufgeschoben, zurückgestellt, verschoben.
Die für uns auch wichtigen Veranstaltungen, auf denen wir unsere internationalen Partner normalerweise treffen, fanden nicht statt. Gleichzeitig mussten wir unsere 90 Mitarbeiter in Afrika und unsere 20 Mitarbeiter in Deutschland versorgen und finanzieren.
Aida und mir gelang das nur, in dem wir noch viel mehr gearbeitet haben und selbst auf nahezu alles verzichteten.
Mittlerweile mehren sich auch die Stimmen aus dem Freundeskreis die mich vor Burnout und Selbstausbeutung warnten. Zu Viel gekämpft, Zuviel von sich selbst abverlangen, schon länger ein Problem auch für unsere Familien. Diese Stimmen höre ich, aber als Unternehmer hatte ich in diesem Jahr keine Möglichkeit, wir mussten wie viele Andere bis zur Erschöpfung kämpfen.
Deshalb war aufgeben keine Option, schließlich geht es um nicht weniger als “die Welt zu retten”. Doch meine Kinder fragen mich oft, ob ich nicht lieber für sie da sein kann, als für die Welt. Eine Frage die ich mir immer wieder stelle.
Im November 2020 kam dann eine spannende Einladung. Den Tchad haben wir seit längerem auf dem Schirm, denn das Land gehört ebenso wie Mali, Niger, Burkina Faso zu den Sahel-Staaten mit der geringsten Elektrifzierungsrate weltweit und das reizt mich als Solarpioniersehr, denn nachdem wir Mali gemeistert haben, sind wir überzeugt, können wir alles erreichen, davon sind wir bei Africa GreenTec überzeugt.
Wir nahmen also die Einladung an und bereiteten den Besuch beim Präsidenten des Tchad vor. Unser Marketing-Team hatte sich dafür etwas ganz Besonderes ausgedacht, nämlich unsere ImpactSite einmal maßstabsgetreu zu bauen und als Modell vorzustellen.
Wie bekommt man in Corona-Zeiten so ein großes Modell in den Tchad und dann beim Präsidenten aufgebaut? Die Frage war sehr spannend und wir kämpften mit unseren Alu-Boxen dann auch beim Checkin. Leider waren die Mitarbeiter von Ethipian Airlines dabei nicht besonders hilfreich, wenn nicht sogar richtig unfreundlich!
Im Tchad angekommen hatte ich die Gelegenheit zu einem “Deja-vu”, denn im Juni 2014 besichtigte ich in Mali ein 20 MW – Dieselkraftwerk aus den 1960er Jahren in Malis Hauptstadt Bamako, der Besuch dieses Kraftwerks hat damals dazu geführt, dass ich bei bettervest das Geschäftsmodell auf den Fokus Afrika ausgerichtet habe und anschließend Africa GreenTec gegründet habe
Aber was ich dann im Dezember 2020 in N´Djamena getroffen habe, hat meine Vorstellungskraft gesprengt, denn ich war in einem 80 MW Dieselkraftwerk, was erst wenige Jahre alt war, nämlich von 2012.
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Die Erlebnisse und die Geräusche der Motoren summen jede Nacht in meinem Kopf und sind ein wichtiger Antrieb für neue Projekte mit Africa GreenTec in den kommenden Jahren.
Neben den sozialen Aspekten, die wir mit der ImpactSite umsetzen, war mir wieder ganz deutlich bewusst geworden, dass ich mich selbst aus dem Klimaschutz heraus zur Gründung von Africa GreenTec als Technologieunternehmen entschieden habe.
Folglich werde ich mich auch diesem Aspekt wieder viel stärker widmen. Dieselgeneratoren abschalten und konsequent durch erneuerbare Energien ersetzen.
Wenige Tage später konnten wir die Regierung und die Menschen von der ImpactSite überzeugen und begeistern, zunächst mussten wir aber das Modell im Warteraum des Präsidentenpalastes wieder aufbauen.
An der Audienz nahmen neben dem Präsidenten, der Kabinetts-Chef, die Energieministerin und der Direktor des staatlichen Energieversorgers teil.
Auch das Staatsfernsehen des Tchad berichtete am Abend über unsere Audienz in den 20 – Uhr – Nachrichten:
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Danach war Africa GreenTec natürlich in ganz Zentralafrika ein Thema. Noch am Abend der Fernsehausstrahlung haben uns über 1.000 Bewerbungen von jungen Menschen aus Tchad, Niger, Kongo, Sudan, zentralafrikanische Republik und Kamerun via facebook-Messenger erreicht.
In den folgenden Tagen ging es noch weiter, aktuell können wir die Bewerbungen gar nicht mehr bearbeiten.
Auch die lokalen Mitarbeiter des UNHCR hatten von unserem Besuch im Tchad Wind bekommen und luden mich ein, neben dem Entwickeln von Ideen, wie man die Dörfer des Tchad elektrifizieren könne, auch an die vielen Flüchtlingslager in Zentralafrika zu denken.
Denn im Sahel sind über 3.5 Mio. Menschen auf der Flucht. Das Thema hat mich sehr aufgewühlt, denn mit der #ImpactSite und unserer Arbeit versuchen wir ja genau das irgendwie zu verhindern.
Auch die Vereinten Nationen suchen nach Lösungen und Ideen wie Menschen ein Leben insbesondere nach dem Flüchtlingslager zurückgewinnen können und luden mich daher ein mit Ihnen über die Anknüpfungspunkte zwischen Social Entrepreneurship und humanitärer Nothilfe zu sprechen. Für mich ganz persönlich ein enorm wichtiger Dialog, auch um das eigene Geschäftsmodell und die Selbstwahrnehmung zu schärfen und die Erkenntnis zu gewinnen, dass man also Sozialunternehmer nicht Armut und Flucht bekämpfen kann, wenn diese schon begonnen hat, sondern nur deutlich davor.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern des UNHCR hatte ich die Gelegenheit mich intensiv auszutauschen und bekam anschließend die Gelegenheit, die Flüchtlingslager am Tchad-See zu besuchen.
Die folgenden Tage waren für mich die eindrucksvollsten Erlebnisse der letzten Jahre, denn ich habe meine eigenen Grenzen getroffen, aber auch eine große Vision entwickelt, die ich 2021 auf den Weg bringen werde.
In der Tchad-See-Region leben ca. 650.000 Menschen. ca. 350.000 davon sind auf der Flucht, Flucht vor Boko Haram und den fatalen Folgen des Klimawandels. Eindrücklich zeigt sich in diesem Teil der Sahelzone, welch fatale Auswirkungen der Klimawandel hat.
Der Tschad und Kamerun stehen für zunehmende Dürren, zudem für Starkregen und Verwüstung, für Missernten und Hunger, insbesondere am Tchad-See, wo ich mit einer UN-Maschine aus der Luft die Auswirkungen sehen konnte.
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Der Tschadsee ist in geradezu unvorstellbarem Ausmaß geschrumpft. Im Zeitraum zwischen 1963 und 2007 von 250.000 Quadratkilometer Fläche auf nur noch 2.500. Der See ist zu 90 Prozent verdampft, verkocht, aufgestiegen in die flimmernde, staubtrockene Luft. Die Tendenz: weiter schwindend. Menschen auf der Flucht: weiter steigend.
Die Dimension der humanitären Krise wurde mir dann Anfang Dezember bewußt, als ich mit dem UNHCR in der Nähe von Boma war. Hier hatte Boko Haram Anfang 2020 ein schweres Massaker verübt.
Der Ort ist kein Flüchtlingslager, es ist ein Lager von 30.000 Menschen, die nach den Angriffen von Boko Haram einfach 60 KM weiter östlich „gestrandet“ sind. Mit nichts als ihrem Kleidungsstück am Leib. Ohne Essen, Wasser, Sanitären Einrichtungen, kein Krankenhaus weit und breit, keine Perspektiven, keine Zukunft, nur die Schrecken, Boko Haram und den Klimawandel im Rücken.
Als wir in einem der Notlager bei Boma ankamen, gruppierten sich schnell hunderte von Menschen um die Fahrzeuge der UNHCR. Wir setzen uns und hörten den aufgebrachten Menschen aufmerksam zu, und in der Gruppe gesellten sich auch vermummte Männer unter die Zuhörer….
Meine Blicke kreuzten sich und ich habe meine Grenze getroffen. Ich wußte hier bist du an der Grenzlinie zwischen Mut und Wahnsinn, die wir in einem Interview für das Enorm-Magazin einmal formuliert hatten, denn unter den Männern waren vermutlich auch Boko Haram-Mitglieder oder Boko Haram-Sympathisanten, die Gefahr für mein eigenes Leben war wieder sehr real und weckte mich jäh, machte mir bewußt wie gefährlich es ist anderen Menschen helfen zu wollen.
Die Angst und Furcht durchzog mich von oben bis unten, und dennoch war die Heftigkeit der Situation der Menschen, die vor wenigen Monaten hierher geflohen war so grausam und fesselnd zugleich. Ich spürte die große Ohnmacht, hier nichts tun zu können, außer auf die Situation aufmerksam zu machen und das UNHCR dabei zu unterstützen Spenden für Zelte, Brunnen und eine Krankenstation zu bekommen.
Nach dem Austausch mit den Männern, besuchten wir eine Gruppe von Frauen und Mädchen, die sich in einiger Distanz zusammengefunden hatten.Ich sah den Frauen und Mädchen in die Augen, konnte ihr Leid, ihre Verzweiflung und Angst spüren. Die gleiche Angst vor Gewalt und Terror, die ich jetzt auch hatte und spürte.
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Wir konnten wenig später mit unserer Kolonne wieder in das sichere Basislager zurückkehren, aber die Frauen, Mädchen, Kinder blieben in diesem Vorhof zur Hölle zurück. Die Bilder, die Stimmen, der feine Sand verfolgt mich seither unaufhörlich….
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"Die wichtigste und größte Erkenntnis die ich vom Tchad-See mitgebracht habe ist, dass Social Entrepreneurship keine Nothilfe leisten kann. Für Menschen die von Krieg, Terror oder dem Klimawandel fliehen und alles verloren haben muss die Weltgemeinschaft sorgen, humanitäre Nothilfe leisten."
Aber ich habe für mich eine andere spannende Frage beantwortet:
Die sogenannten IDPs (Internal deplaced people) – Lager, immerhin alleine am Tchad-See über 200 sind noch kein Flüchtlingslager, das sind elendige Ansammlungen von hilflosen, verzweifelten Menschen, die nichts haben, außer ein Stück Kleiderfetzen am Leib. Um sich ein Bild zu machen was das bedeutet, hab ich euch eine Karte der UNHCR der 204 IDPs in der Region, die ich besucht habe mitgebracht, an jedem dieser kleinen grünen „Zelte“ hausen tausende von Menschen. Täglich werden es mehr.
Besser haben es diejenigen, die anerkannte Flüchtlinge sind und einen solchen Status nach dem UNHCR – Recht haben. Soweit das UNHCR die Mittel hat, leben solche Menschen in einem Flüchtlingslager, davon gibt es alleine im Tchad aktuell 13.
Eines der größeren in Baga Sola konnte ich besuchen und kennenlernen. Es beherbergt ca. 15.000 Menschen, umgeben von über 300.000, die einen solchen Status nicht haben und stattdessen in einem „IDP“ sind.
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Trotz dass alles rein auf Dieselgeneratoren läuft, haben die Menschen hier zumindest ein Mindestmaß an Trinkwasser-Zugang, Notrationen Essen. Es gibt einen kleinen Markt, in dem ich dann mit den UNHCR Mitarbeitern auch über mögliche Ansätze für Social Entrepreneurship sprechen konnte. Hier habe ich die trennscharfe Grenze wiedergefunden, an der humanitäre Nothilfe mit privat finanziertem Social Business zusammenarbeiten kann.
Viele der Menschen hier leben seit vielen Jahren im Flüchtlings-Lager, möchten wieder arbeiten, wieder gesellschaftliche Teilhabe und einen produktiven Beitrag leisten. Hängen aber fest, denn ihre Heimatländer wollen oder können sie nicht aufnehmen, oft sind die Orte in denen sie einst gelebt haben von Terrorgruppen niedergebrannt worden.
Die meisten Jugendlichen wollen daher direkt nach Europa migrieren. Was also könnte man tun um hier Bleibe-und Folgeperspektiven zu schaffen.
Unsere Ideen sind hier vor allem der Cooltainer, den man genossenschaftlich organisieren kann, aber auch neue Produkte die wir entwickeln wie Containerbäckereien oder Solarpumpen.
Unabhängig davon können wir dem UNHCR lokal helfen mit sauberer Energie und der Reduktion von CO2 – Emissionen, in dem wir in Baga Solar eine große PV-Batterie-Anlage errichten werden.
Damit ihr auch weiterhin dabei seid und auch die Entwicklung von Africa GreenTec aktiv unterstützen könnt, wird es Anfang 2021 ein weiteres Crowdlending, mit einem festverzinsten Darlehen geben. Für die Kampagne könnt ihr euch hier registrieren:
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Ich wünsche euch ein spannendes neues Jahr 2021 und freue mich wenn wir gemeinsam die Welt nach Corona besser machen können als wir sie vor Corona schon vorgefunden hatten, denn der Klimawandel hat keine Pause eingelegt, die Herausforderungen bleiben gewaltig.
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