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Christen und Muslime fasten gemeinsam im Senegal

Tanja
16. April 2022

Seit September 2021 hat Africa GreenTec einen Standort in Dakar, der Hauptstadt des wunderschönen Senegals in Westafrika. Einer der Gründe, warum wir uns für diesen Standort entschieden haben, ist, dass der Senegal eines der stabilsten und friedlichsten Länder Afrikas ist.

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Der Senegal ist ein säkularer Staat mit einer überwiegend muslimischen Bevölkerung und einem demokratischen Regierung. Religion und Glaube nehmen im täglichen Leben der Menschen im Senegal einen wichtigen Platz ein. Der Islam im Senegal gehört zum Zweig des Sufismus. Er ist die Hauptreligion im Land, zu der sich etwa 94 % der Bevölkerung zählen. Christen (hauptsächlich Katholiken) machen 5 % der Bevölkerung aus. Andere traditionelle Glaubensrichtungen werden offiziell von 1 % der Bevölkerung praktiziert, insbesondere von den Serer, aber auch Angehörige anderer Religionen nehmen häufig an traditionellen Praktiken teil. Die Religionsfreiheit ist im Senegal durch das Gesetz geschützt. Die senegalesische Kultur ist im Allgemeinen religiös tolerant. Dieses Jahr fallen die christliche Fastenzeit bzw. Passionszeit und der muslimische Fastenmonat Ramadan zeitlich zusammen.

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Christliche Fastenzeit
Mit dem Aschermittwoch beginnt in der Westkirche und vor allem in katholischen geprägten Ländern die vierzigtägige Fastenzeit. Diese Zeit ist traditionell eine Zeit der Buße und Umkehr und soll an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste erinnern, bevor jener sein öffentliches Wirken begann. Die Fastenzeit bereitet ebenso auf das wichtigste Fest des Christentums vor – dem Fest der Auferstehung von Jesus Christus (Ostern).

Muslimischer Fastenmonat Ramadan
Das Fasten im Fastenmonat Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam. Für praktizierende Muslime bedeutet das 29 bis 30 Tage der Enthaltsamkeit von Sonnenauf- bis Sonnen­untergang. Im letzten Drittel des Fastenmonats findet die Lailat al-Qadr – die Nacht der Bestimmung – statt, in der nach der Überlieferung dem Propheten Mohammed erstmals Koranverse offenbart wurden. Viele Muslime beten dann die ganze Nacht durch und hoffen auf Vergebung ihrer Sünden. Zudem werden gute Taten während des Ramadan besonders hoch angerechnet. An den Ramadan schließt sich das drei Tage andauernde Fest des Fastenbrechens Id al-Fitr mit großer Familienfeier und Geschenken an.

Fasten bei Africa GreenTec

In unserem Africa GreenTec Büro im Senegal haben wir sowohl muslimische als auch christliche Mitarbeiter:innen, die zur Zeit fasten. Wir haben Elsa und Idrissa gefragt, was das Fasten für sie bedeutet und was das besondere am Fasten für sie ist.

Ich faste, um die Leiden Jesu nachzuvollzuziehen und ihm auch näher zu sein. Außerdem hat es auch gesundheitliche bzw. medizinischen Vorteile. Früher war das katholische Fasten sehr strikt. Normalerweise trinkt man nur ein Glas Wasser und isst ein Stück Brot pro Tag. Das ist sehr hart und man muss dafür körperlich fit sein. Heutzutage ist das Fasten sehr individuell und von der Person abhängig, die fastet. Es gibt keine einheitlichen Regeln. Aber hier im Senegal verzichten viele Christen tagsüber auf Nahrung und Wasser. Es geht nicht nur um den Verzicht von Nahrung, sondern vielmehr darum, dass man immer besser wird, dass man Sünden vermeidet und das auch über die Fastenzeit hinaus. Für mich ist eine Zeit des Meditieren und Reflektieren, in der ich mich selber in Frage stelle. Man geht auch zur Beichte und legt seine Sünden nieder. Es geht ebenfalls darum, mit Gott zu kommunizieren und manchmal einfach in der Stille zu sitzen und Gott zu lauschen.

Rosalie Élisabeth, Assistant Administrative - AGT Senegal

Das Christentum wurde in der Casamance (Region im Süden Senegals) zunächst von portugiesischen Missionaren und später von französischen Priestern eingeführt.

Die katholische Gemeinde ist hauptsächlich in der Casamance, in der Region Sérère und in den großen Städten (Dakar und Saint-Louis) zu finden. Ihre jährliche Pilgerfahrt findet in der Stadt Popenguine statt. Es gibt auch eine protestantische Kirche im Senegal, aber die Zahl der Gläubigen ist sehr klein. Während das Fasten in den ersten Jahrhunderten des Christentums recht streng war und nur eine Mahlzeit nach Sonnenuntergang erlaubt war, wurde es durch Reformen im Laufe der Jahrhunderte gelockert, so dass die Katholiken beispielsweise freitags einfach auf Fleisch und manchmal auch auf Lieblings­speisen wie Süßigkeiten oder Alkohol verzichten.

Für alle Muslime, die körperlich dazu in der Lage sind, ist es eine Pflicht am Ramadan teilzunehmen. Ich faste, um näher an Allah (Gott) zu sein und damit auch meine Wünsche in Erfüllung gehen. Wir Muslime fasten von Sonnenaufgang bis Sonnen­untergang. Aber es geht nicht nur darum, auf Essen zu verzichten. Wir lernen Empathie zu haben für diejenigen, die nicht das Privileg haben, täglich eine oder mehrere Mahlzeiten zu sich nehmen zu können. Wir verzichten auf Leidenschaften und es bringt die Gemeinschaft zusammen.
Idrissa Moundor Sarr, Construction Manager Junior – AGT Senegal

Der Islam ist im Senegal seit mehr als 1.000 Jahren präsent und wurde durch das Königreich Takrur eingeführt. Die ersten Menschen konvertierten bereits um 850 durch den Kontakt mit muslimischen Händlern aus dem Norden.

In der Fastenzeit wird freitags “Der Weg des Kreuzes”, also die besonderen Etappen im Leben Jesu, in der Kirche nachgestellt. Das ist ganz schön, um sich an die Leiden Jesu zu erinnern. In der Fastenzeit geben sich alle besonders Mühe und pflegen ein äußerst friedliches Miteinander. Alle wollen einfach eine gute Zeit haben und sind nett zueinander. Für mich ist es außerdem sehr besonders, dass wir das Geld, welches wir aufgrund des Fastens einsparen, nicht für uns selbst ausgeben, sondern mit der Gemeinde teilen und somit denen helfen, die weniger Geld zur Verfügung haben. Es geht viel um Gemeinschaft.

Rosalie Élisabeth
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Kathedrale von Dakar (Tanja Scheffler)

Für mich ist der Hungeraspekt das Besondere. Ich komme aus einer Familie, wo ich immer alles hatte. Ich kenne also keinen Hunger. Das macht mich immer wieder nachdenklich und besonders während des Ramadans darf ich nachvollziehen, wie es anderen Menschen geht.

Idrissa Moundor Sarr
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Moschee in Dakar (Tanja Scheffler)

Für Christen endet die Fastenzeit diesen Sonntag mit dem Osterfest. Muslime fasten noch einige Wochen. Der Ramadan beginnt und endet genau dann, wenn die Mondsichel nach Neumond erstmals wieder sichtbar ist, das variiert von Land zu Land.

Wir sind dankbar, dass ein friedliches Zusammenleben im Senegal möglich ist und dass sich dies auch im Alltag bei Africa GreenTec widerspiegelt. Wir wünschen unseren Kolleg:innen weiterhin viel Kraft und Freude beim Fasten und schöne Feiertage mit ihren Liebsten.