Katharina Schwab
Stell dir vor, es sind 40 Grad, die Sonne brennt auf deiner Haut, im Hintergrund ächzt ein Dieselmotor, kurz vor der eigenen Erschöpfung. Trotz der beißenden Hitze kreisen deine Gedanken um Zukunftsfragen. Die Fragen halten sich an dir fest, sie lassen dich nicht mehr los: wann kann ich mit dem nächsten Regen rechnen? Wie lang bin ich noch in Sicherheit? Und wie kann ich mir eine bessere Zukunft gestalten?
Sahelzone – von Atlantikküste bis Rotes Meer
Die Sahelzone, bzw. der Sahel (arabisch ساحل „Küste“ oder „Ufer der Wüste“), beschreibt die Übergangszone zwischen der Sahara im Norden und der Feuchtsavanne im Süden. Ein Großteil des Sahel bildet sich aus den Staaten Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso und Niger.
Die Sahelzone ist voller Geschichte, Kultur, Tanz, Musik und vor allem voller Menschen, welche lieben, lachen und feiern. Bei den Bewohner:innen des Sahel kommen aber zusätzliche schwierige Umständen und politische Spannungen hinzu.
Durch die geografische Lage des Sahel herrschen besondere klimatische Umstände vor. Geprägt von langen Dürreperioden und seltenem Starkregen, welcher von dem trockenen und harten Boden nicht aufgenommen werden kann, fällt der Ackerbau schwer. Aufgrund von nicht vorhandenen oder unzuverlässigen, teuren Wasserpumpen bleibt oft nur der Regenfeldbau. Eine Form des Ackerbaus, bei dem das Wasser für die Nutzpflanzen aus den Niederschlägen gedeckt wird und keine zusätzliche künstliche Bewässerung betrieben wird. Wodurch Landwirt:innen gezwungen sind, alle 2 Jahre weiterzuziehen, um eine Überstrapazierung der Erde zu vermeiden. Dies ist meistens aus finanziellen Gründen und Lebensmittelmangel nicht möglich, nach einigen Jahren der Nutzung wird der Acker daher dementsprechend ‘tot’. Die Nutzflächen sind also nicht nur schweren Umständen ausgesetzt, sondern werden auch immer geringer. Hinzu kommt, dass, laut FAO, ca. 40 Prozent der Obst- und Gemüseernte verderben, da den Menschen die Möglichkeit zur Kühlung fehlt. Im Zuge der Klimakrise wird auch die Desertifikation weiter vorangetrieben. Desertifikation beschreibt die Ausbreitung der Wüste, wovon viele Menschen in der Sahelzone betroffen sind. Im Zuge dessen geht jedes Jahr eine Nutzfläche ungefähr in der Größe von Baden-Württemberg verloren.
Für die stetig wachsende Bevölkerung -viele Kinder zu haben ist eine Art Altersvorsorge – zieht dies nicht nur ein Armutsproblem nach sich, sondern auch eine große Lebensmittelknappheit. Als Resultat der existenzbedrohenden Umstände und der aussichtslosen Zukunft sehen einige Menschen sich gezwungen ihren Lebensunterhalt durch kriminelle Aktivitäten zu verdienen, wie illegalen Zigaretten-, Drogen- und Menschenhandel. Im Sahel operieren außerdem verschiedene Terrororganisationen, welche die instabile Situation der Regierung und die ethnischen Spannungen ausnutzen. Wodurch Hilfeleistungen von Nichtregierungsorganisationen oft blockiert oder sogar verhindert werden.
Bei vielen Menschen im Sahel ist der Wunsch groß nach Veränderung, Aufbau und Lösungen für Probleme und Ursachen in ihrer Heimat, die schwache Infrastruktur der Länder lässt dies aber häufig nicht zu. Daher bleibt für viele Menschen als einzige Option die eigene Heimat zu verlassen. In den letzten zwei Jahren ist allein die Zahl der Binnenflüchtlinge um ein 4-faches gestiegen, so viel wie noch nie zuvor. Binnenflüchtlinge sind Geflüchtete im eigenen Land, sie fliehen aus bestimmten Regionen oder Landkreisen. Die benachbarten Länder haben oft mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfe wie das eigene, daher hoffen viele, am Ende nach Europa zu kommen. Vor allem junge Menschen nehmen den lebensbedrohlichen Weg auf sich, da sie für sich selber so wenig Zukunft in ihrer eigenen Heimat sehen. Doch allein auf dem Weg zum Mittelmeer sterben laut UNO mindestens doppelt so viele Menschen wie im Mittelmeer selbst. Auf dem Weg müssen viele Menschen die Wüste oder Gebiete durchqueren, in denen Krieg herrscht. Dort sind sie häufig Menschenhändler:innen, Folter und Inhaftierungen schutzlos ausgeliefert. Aber selbst wenn Geflüchtete den Weg durch die Wüste und das Mittelmeer schaffen, bedeutet dies nicht, dass sie in Europa langfristig bleiben dürfen oder überhaupt aufgenommen werden.
Die große Flüchtlingsbewegung aus der Sahelzone ist keinesfalls eine neue Entwicklung. Seit Jahrzehnten fliehen Hunderttausende aus Angst, Verzweiflung und besonders der Perspektivlosigkeit im eigenen Land. Die einzige langfristige Lösung: eine grundlegende Verbesserung der Lebensumstände vor Ort.
Neue Aussichten auf Veränderung
Um in der Zukunft Chancen auf bessere Lebensumstände zu bieten, müssen die Regierungen grundlegende Ressourcen und Elemente (z.B. Bildung, Infrastruktur) bereitstellen, welche eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung, mindestens mit Nahrungsmitteln, sichern.
Eine bislang fast ungenutzte Ressource der Sahelzone ist das Sonnenlicht, welches durch Solarpanels in Strom umgewandelt werden kann. Der Zugang zu nachhaltig produziertem Strom bildet die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung der Länder der Sahelzone. Selbst kleine Energiemengen haben eine stark positive Auswirkung auf die Lebensqualität der Menschen. Durch steigenden Stromverbrauch, wird die Produktivität gesteigert, wodurch mehr Arbeitsplätze entstehen und das Einkommen ansteigt.
Die Menschen hätten durch den Zugang zu Strom auch die Möglichkeit, das Internet zu nutzen, was eine bessere Bildung für junge Menschen in der Sahelzone ermöglicht und ihnen somit zu mehr Selbstbestimmung verhelfen kann. Durch bessere Bildung wird der wirtschaftliche Wachstum der Länder weiter unterstützt.
Auch Landwirt:innen profitieren vom Zugang zu Solarstrom, dadurch ist es ihnen möglich Wasserpumpen zu betreiben, um ihre Äcker regelmäßig zu bewässern oder auch Lebensmittel länger erhalten, durch solarbetriebene Kühlmöglichkeiten. Dadurch wären sie nicht mehr abhängig von Niederschlägen oder in die Jahre gekommenen Dieselgeneratoren, welche kostenintensiv in der Unterhaltung und unzuverlässig sind. Hinzu kommt der teure Diesel, dadurch können sich die wenigstens Menschen den Betrieb eines Motors leisten und wenn, dann nur für ein paar Stunden pro Tag. Die Nutzung von Solarstrom könnte dementsprechend stabilere Nahrungsmittelquellen ohne Angst vor dem nächsten Ernteausfall oder der schnellen Verderblichkeit dieser zu haben.
Der Zugang zu Strom würde also nicht nur einen Teil zur Lösung der Lebensmittelknappheit in der Sahelzone darstellen, sondern auch jungen Menschen eine Perspektive bieten. Zudem würde die bessere Ausbildung von Fachkräften die Wirtschaft positiv beeinflussen. Durch das Lösen dieser existenzbedrohenden Grundprobleme würden sich die Konflikte innerhalb des Sahel entzerren und dadurch den Menschen Sicherheit in ihren eigenen Ländern bieten, sowie auch die Chancen auf neue stabilere Regierungen aufbereiten.
Genau an diesem Lösungsansatz der Solarenergie möchte wir als Africa GreenTec anknüpfen. Wir versuchen damit einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen, indem wir Menschen in der Sahelzone die Möglichkeit bieten, nachhaltig Erneuerbare Energie zu nutzen. Zusätzlich haben Dörfer die Möglichkeit, solarbetriebene Kühlsysteme für Lebensmittel in Anspruch zu nehmen, wobei wir auch Landwirt:innen durch Wasserreinigung und Bewässerungssysteme unterstützen.
Bei unseren Solartainern haben außerdem nicht nur Privathaushalte die Möglichkeit Strom zu nutzen, sondern auch Unternehmen, z.B. das von Modibo Traore (seine ImpactStory könnt ihr in unserem ImpactBlog nachlesen) sowie soziale Einrichtungen, wie Schulen oder Krankenhäusern. Dabei versuchen wir besonders vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen, um Fachkräfte auszubilden und Infrastrukturen weiterzubilden. Mit dem Fokus auf diesen Produktivstrom unterscheidet sich der Ansatz von Africa GreenTec entscheidend von Pico-Solaranlagen, die lediglich Privathaushalten die Möglichkeit bieten, Ladegeräte oder LED-Lampen zu nutzen.
Aktuell unterstützen wir über 20 Dörfer in Mali und Niger (bald Senegal, Tschad und Madagaskar) mit Solarstrom und arbeiten täglich daran, noch mehr Menschen auch in anderen Ländern die Chance auf nachhaltige Energie zu bieten. In den Dörfern, mit denen wir bereits zusammenarbeiten, haben wir die Erfahrung gemacht, dass unsere Arbeit und Produkte im Allgemeinen positiv aufgefasst werden und einen positiven Einfluss auf das Leben der Bewohner:innen haben, wie z.B. das von Diessira Diallo (auch ihre ImpactStory findet ihr in unserem ImpactBlog).
Die Menschen vor Ort: Kunden statt Spendenempfänger
Essentiell ist für uns vor allem eine Begegnung auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort, daher verschenken oder spenden wir unsere Leistungen nicht. Die Preise und Löhne sind dabei an die jeweiligen Orte angepasst, womit sich eine ImpactSite möglichst selbst wirtschaftlich tragen und instand gehalten werden kann.
Das große Ziel ist es, Menschen, Unternehmen und Landwirt:innen neue Chancen aufzubereiten und besonders Lebensperspektiven für die nächsten Generationen zu schaffen. Uns ist wichtig, keine kurzlebigen Projekte in den jeweiligen Dörfern zu starten, sondern langfristige Strukturen zu stärken oder aufzubauen.
Gerade jungen Menschen versuchen wir dadurch Hoffnung auf ihre eigene Zukunft wiederzugeben und die Möglichkeit in ihrer Heimat etwas aufzubauen.
Eine stabile Energieversorgung für die Bewohner:innen der Sahelzone bedeutet, dass viele Menschen nicht mehr abhängig von dem nächsten Niederschlag, alten zusammen gebastelten Dieselmotoren oder der Tageszeit sind. Durch diese Zusicherungen ergibt sich die Chance, dass sich die Konflikte in den Ländern entzerren und sich die Menschen in ihrer Heimat wieder sicher fühlen, anstatt das Risiko einer Flucht auf sich zu nehmen.
Alle Probleme werden nicht durch Solarenergie gelöst, aber es gibt Menschen in der Sahelzone eine Chance, welche ihnen sonst verwehrt bleibt. Eine Chance, die für uns alltäglich ist: Stabilität und Zukunftsperspektive in der eigener Heimat – wodurch sie aus dieser nicht mehr flüchten müssen und vor Ort etwas aufbauen können.
Africa GreenTec wächst mit dir! Wir befähigen Menschen durch nachhaltige Energielösungen zu mehr Selbstbestimmung und Wachstum. Sei Dabei!